Donnerstag, 22. April 2010
Wie riecht Armut?
Heute habe ich die Erfahrung gemacht, dass man Elend nicht nur sehen, sondern auch riechen kann. Das Sehen ist schlimm, aber das Riechen ist schlimmer. Woran das liegt weiß ich nicht genau, aber es könnte sein, dass ich schon so viele schlimme Bilder gesehen habe, dass sie mich in der Wirklichkeit nicht mehr überraschen. Das Fernsehen kann aber keine Gerüche transportieren – vielleicht machen sie mir deshalb mehr zu schaffen als das Sehen?
Heute haben wir im Zusammenhang mit dem Kinderspeisungsprogramm eine Tour durch einen Teil von Lima gemacht. Die Stadt ist gewaltig. Jedes Stadtviertel ist so groß wie eine Großstadt in Deutschland. Man sagt, dass nur 40% der Bevölkerung lebt – der Rest vegetiert vor sich hin.
Die Reichen geben den Armen nichts ab – und nichts bedeutet hier NICHTS.
4% sind super reich – auch im Verhältnis zu Deutschland. Eine Mittelschicht wie in Deutschland gibt es nicht. Die Stadt ist laut, dreckig und die Luft möchte man eigentlich nicht atmen – aber was bleibt mir anderes übrig?
Alles, was irgendwie einen Motor und ein Lenkrad hat, wird gefahren. Der Verkehr ist kriminell. Die Fahrer haben den Fuß auf dem Gas, eine Hand am Lenkrad und die andere an der Hupe. Nur im Notfall wird gebremst. Die Straße wird zu 100% ausgenutzt und kein Raum verschenkt. So wird auch eine zweispurige Straße manchmal dreispurig. Die Autos sehen auch so aus. Deutliche Gebrauchsspuren sind fast immer sichtbar. Manchmal lachen wir, weil der Anblick einiger fahrender Schrotthaufen sehr skuril ist. Hier soll es sogar einen TÜV geben – und Firmen, die die Autos für den TÜV fit machen, indem sie z.B. fehlende Lichter und Rückspiegel montieren. Nach dem TÜV werden die Teile dann aber wieder abmontiert. Das war alles nur geliehen um durch den TÜV zu kommen, danach wird das Zeug nicht mehr gebraucht. Hier werden die Dinge pragmatisch-südamerikanisch gelöst und der Polizei ist es wohl egal.

Bei der Kinderspeisung bekommen die Kinder während den Schultagen ein Vollkornbrötchen und einen Becher angereicherter Milch geschenkt – insgesamt sind das täglich rund 11500 Kinder. Sie hören vorher eine kleine biblische Geschichte und singen gemeinsam. Der Pastor spricht ein kurzes Gebet. Die peruanischen Kinder sind wirklich sehr süß. Ein Jammer, dass sie so viel Elend und Leid erleben müssen. Das Kinderwerk versucht zu helfen wo es kann, aber die Not ist riesig - und Armut stinkt!

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Wo bleibt da die Hoffnung?
...?

Wieder einmal wird klar, dass es uns hier viel zu gut geht, wenn ich sehe, dass ich schon Schwierigkeiten habe, mir allein die Zahl der versorgten (!) Kinder vorzustellen... Nicht auszudenken, wer alles nicht erreicht wird.

Und nirgendwo kann man wohl seine Gelassenheit besser auf die Probe stellen als im Verkehr - vor allem, wenn's in temperamentvollere Länder geht...

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